125 Jahre Hanns Eisler – Verlagsbestände geben Auskunft

Der Komponist Hanns Eisler wurde vor 125 Jahren, am 6. Juli 1898, in Leipzig geboren. Schon 3 Jahre später zog die Familie nach Wien. Finden sich dennoch Spuren im Staatsarchiv Leipzig?
Hanns Eisler führte ein bewegtes Leben – über Stationen in Wien und Berlin ab 1933 im Exil in Paris, Svendborg, London und Hollywood. Ab 1948 lebte er nach kurzen Aufenthalten in Wien und Prag in Ost-Berlin. Dort starb Eisler am 6. September 1962.
Lesetipp: Informationen zu Hanns Eislers Leben und umfangreichem Werk finden Sie bei der Internationalen Hanns Eisler Gesellschaft (IHEG) e.V.
Ein Komponist braucht einen Musikverlag
Leipzig hat eine lange Tradition als Standort bedeutender Musikverlage. Und hier findet sich die Verbindung zu Hanns Eisler. Seine Werke erschienen nach 1949 bei Leipziger Verlagen:
- VEB Breitkopf & Härtel
- VEB Deutscher Verlag für Musik Leipzig
- VEB Edition Peters Leipzig.
Zwischen Komponist und Verlagen gab es regen Austausch – wenn es eilig sein musste, auch per Telegramm.


Heute finden sich solche Dokumente in der Überlieferung der Musikverlage im Staatsarchiv Leipzig. Erhalten geblieben sind:
- Musikalien aus dem Herstellungsprozess, zum Beispiel Korrekturabzüge
- Korrespondenzen
- begleitendes Material, etwa zu Buchprojekten über Eisler.
Genannt seien nur die „Gesammelten Werke“, die beim VEB Deutscher Verlag für Musik erschienen. Auch Eisler betreffende Dokumente wurden gesammelt, zum Beispiel Zeitungsausschnitte.

Vor über 10 Jahren wandte sich daher auch das Team der Hanns Eisler Gesamtausgabe HEGA an das Staatsarchiv Leipzig. Zu einem längeren Forschungsaufenthalt kam es im Januar 2014. Seitdem gab es wiederholt Kontakte durch Anfragen und Kopieraufträge. Die im Staatsarchiv verwahrten Dokumente können teilweise das Quellenmaterial ergänzen, das sich im Nachlass von Hanns Eisler im Archiv der Akademie der Künste in Berlin befindet.
Musikalien aus dem Herstellungsprozess
Hanns Eisler selbst hielt das 1941 zunächst als Filmmusik geschaffene Werk „Vierzehn Arten den Regen zu beschreiben“ für sein bestes Kammermusikwerk. Es steht hier beispielhaft für viele Werke, zu denen das Staatsarchiv Archivgut in den Musikverlagsbeständen verwahrt. Im Falle der „Vierzehn Arten …“ handelt es sich um Korrekturabzüge, Reinschriften und Kopien des autographen Manuskripts. Das Titelbild des Beitrags zeigt einen Korrekturabzug in Form eines sogenannten „Grünabzugs“.

Traditionspflege – breitenwirksam und avantgardistisch
Hanns Eisler war ein bedeutender Komponist, an dessen Leben und Werk in der DDR auf unterschiedliche Weise erinnert wurde. So wurde in Leipzig dreimal (1979, 1984 und 1985) das Internationale Chorfestival des revolutionären Arbeiterliedes „Hanns Eisler“ veranstaltet. Quellen dazu befinden sich zum Beispiel im Bestand 20298 Zentralhaus für Kulturarbeit, Leipzig. Audiovisuelles Material zur Eisler-Traditionspflege bietet der Bestand 22052 Bezirksfilmstudio Leipzig.
Die 1970 in Leipzig gegründete Gruppe Neue Musik Hanns Eisler sah die Namenswahl als „Symbol für fortschrittliches, konstruktives Musikdenken der Gruppe, […] Ausdruck einer kritischen Haltung zur Dummheit in der Musik“.1 Die Gruppe bestand bis 1993 und galt als eines der renommiertesten Kammermusikensembles für Neue Musik in Europa. Mitschnitte von Konzerten der Gruppe Neue Musik Hanns Eisler aus dem Zeitraum 1973 bis 1990 befinden sich im Bestand 21761 Verband der Komponisten und Musikwissenschaftler der DDR, Bezirksverband Leipzig.
125 Jahre Hanns Eisler
In Eislers Geburtsstadt Leipzig wird sein 125. Geburtstag vom 6. bis 9. Juli 2023 durch die EislerTage 2023 begangen. Den Auftakt bildet die Eröffnung der Ausstellung des Stadtgeschichtlichen Museums „Anmut sparet nicht noch Mühe“. Der Komponist Hanns Eisler am 6. Juli 2023.
Literatur:
- Ahrend, Thomas: Zur Geschichte der Eisler-Editionen. In: Musikeditionen im Wandel der Geschichte, hg. von Reinmar Emans und Ulrich Krämer. Berlin 2015, S. 684–703.
- Ders.: Artikel „Hanns Eisler“, in: MUGI. Musikvermittlung und Genderforschung: Lexikon und multimediale Präsentationen, hg. von Beatrix Borchard und Nina Noeske, Hochschule für Musik und Theater Hamburg, 2003 ff. (Stand vom 15.3.2018).
- Zitat nach: https://www.deutschlandfunkkultur.de/gruppe-neue-musik-hanns-eisler-leipzig-aussenseiter-der-ddr-100.html. [↩]
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Thekla Kluttig (3. Juli 2023). 125 Jahre Hanns Eisler – Verlagsbestände geben Auskunft. SAXARCHIV-Blog. Abgerufen am 10. Februar 2025 von https://doi.org/10.58079/tw5s