Ordensverleihungen im Königreich Sachsen

Die Verleihung von Orden war ein wichtiger Teil des Auszeichnungswesens im Königreich Sachsen. Der Beitrag gibt einen Überblick über die vom Königreich Sachsen verliehenen Orden. Die Vielfalt sächsischer Orden wird durch ausgewählte Beispiele verdeutlicht.

Was sind Orden?

Orden sind Auszeichnungen in Form von tragbaren Abzeichen, die als Belohnung für geleistete Dienste oder vorbildhaftes Verhalten verliehen wurden. Diese zunächst dem Adel vorbehaltene Auszeichnung wird im 19. und 20. Jahrhundert für Teile des Bürgertums durch Stiftungen zahlreicher Orden im deutschen Sprachraum greifbar.

Orden im Königreich Sachsen

Betrachtet werden weltliche Ritterorden, die vom Königreich Sachsen verliehen worden sind. Die darunter rangierenden Ehrenzeichen, wie z. B. das Allgemeine Ehrenzeichen oder die Carola-Medaille (1892), sind nicht Gegenstand der Betrachtung. Zunächst ist zwischen Hausorden und Verdienstorden im Königreich Sachsen zu unterscheiden. Der einzige Hausorden war der im Jahre 1807 gestiftete Hausorden der Rautenkrone. Dieser exklusive Orden stand nur wenigen Mitgliedern aus den höchsten Rängen der Gesellschaft offen.

Um auch weitere Teile der Bevölkerung auszuzeichnen, wurden im Königreich Sachsen zusätzlich verschiedene Verdienstorden gestiftet. Die Verdienstorden waren in einer Wertskala voneinander abgestuft und in sich wiederum in mehrere Klassen unterteilt.

Zu nennen sind hierbei:

• Königlich Sächsischer Militär-St. Heinrichs-Orden,
• Königlich Sächsischer (Zivil)-Verdienstorden ,
• Königlich Sächsischer Albrechtsorden,
• Königlich Sächsischer Sidonienorden,
• Königlich Sächsischer Maria-Anna-Orden und
• Königlich Sächsisches Kriegsverdienstkreuz.

Überblick der durch das Königreich Sachsen gestifteten Orden mit Angabe des Stiftungsjahres, Anzahl der Ordensklassen¹ und Anzahl der Verleihungen.²

Der Militär-St. Heinrichs-Orden war ein reiner Militärorden und wurde meist an Offiziere der Königlich-Sächsischen Armee verliehen. Der (Zivil)-Verdienstorden diente der Auszeichnung von zivilen Personen wie Beamten, wurde später aber auch für Verdienste im Feld verliehen. Der 1850 gestiftete Albrechtsorden wurde für Verdienste im Staat, in der Wissenschaft und Kunst und später auch für Verdienste im Feld verliehen.

Beispiel 1: Schocken, Simon (1874-1929), Inhaber der Firma Ury Gebrüder und Mitinhaber der Firma I. Schocken Söhne

Simon Schocken wurde aufgrund seiner Wohltätigkeit und der Förderung gemeinnütziger Anstalten ausgezeichnet. Nachdem er 1916 bereits das Kriegsverdienstkreuz erhalten hatte, wurde ihm am 10. Mai 1918 das Ritterkreuz 1. Klasse des Albrechtsordens verliehen. Er wurde unter der Nr. 6259 in die Ordensmatrikel aufgenommen.³

Im Jahr 1870 wurde der erste Frauenorden mit dem Namen Sidonienorden und im Jahre 1906 der zweite namens Maria-Anna-Orden gestiftet. Hintergrund der Ordensverleihungen waren karitative und humanitäre Aufgaben in sozialen Bereichen der Armen- und Krankenpflege durch Frauen.

Beispiel 2: Sarfert geb. Claviez, Leonie Josefine Constanze (1831-1913)

Frau Sarfert wurde am 18. Mai 1909 der Sidonienorden verliehen und in die Ordensmatrikel unter der Nr. 82 eingetragen.⁴ Sie engagierte sich bei der Einrichtung von gemeinnützigen Anstalten wie einer Kinderbewahranstalt.

Mit Beginn des ersten Weltkrieges stiftete das Königreich Sachsen 1915 den letzten Orden, das Kriegsverdienstkreuz. Mit diesem Orden wurden nicht nur Militärs ausgezeichnet, sondern auch zivile Personen wie beispielsweise Unternehmer oder Beamte.

Beispiel 3: Hauschild, Max Eugen (1839-1926)

Der Fabrikmitinhaber der Baumwollspinnerei Max Hauschild in Hohenfichte galt mit einem Vermögen von über 9 Mio. Mark als eine der vermögendsten Persönlichkeiten im Königreich Sachsen. Entsprechend umfangreich waren seine wohltätigen Zuwendungen im 1. Weltkrieg wie z. B. an die Stiftung Heimatdank, an den Landes- und Bezirksausschuss für Kriegshilfe oder das Rote Kreuz.⁵ Hauschild wurde am 14. Januar 1916 mit dem Kriegsverdienstkreuz ausgezeichnet und unter Nr. 307 in die Ordensmatrikel eingetragen.⁶

Ordensrecht

Die Ziele und der Zweck eines Ordens sowie die Rechte und Pflichten der Ordensmitglieder wurden in Ordensstatuten (Ordenssatzungen) festgelegt. Diese enthielten z. B. die Einteilung in Ordensklassen oder die Rückgabemodalitäten nach dem Tod des Ordensmitgliedes.

Die Ordensstatuten wurden durch Nachträge z. B. der weiteren Ausdifferenzierung von Ordensklassen innerhalb eines Ordens erweitert. Die Rückgabe des Ordens an die Ordenskanzlei erfolgte nach dem Ableben des Beliehenen bzw. dem Aufstieg von einer in eine höhere Ordensklasse. Ausgenommen von der Rückgabe war beispielsweise das Kriegsverdienstkreuz⁷ und der Sidonienorden.⁸ Die Hinterbliebenen hatten jedoch die Möglichkeit, den Orden zum Anschaffungspreis zu erwerben.

Verleihung von Orden

Für Vorschläge für die Verleihung von Orden waren Ministerien in der Regel die zentrale Anlaufstelle. Meist erfolgten die Zuarbeiten von den untergeordneten Behörden, beim Ministerium des Innern z. B. durch Amts- oder Kreishauptmannschaften oder durch Bürgermeister.

Bei Militärpersonen sind diese bei den jeweiligen Regimentern und auf Generalkommando- und Ministerialebene zu finden. Für die Ermittlung der Vorschlagsbegründung von Beamten ist zunächst die Dienststelle sowie das übergeordnete Ministerium festzustellen. Hilfreich können hier auch die Personalunterlagen sächsischer Behörden, Gerichte und Betriebe bis 1945 sein.

Nach positiver Prüfung der Ordensvorschläge erhielten die neuen Ordensmitglieder das vom König unterzeichnete Verleihungsdekret und das Ordensstatut. Der Ausgezeichnete wurde in die Ordensmatrikel der Ordenskanzlei eingetragen. In den Matrikeln sind die Ordensmitglieder mit:

• laufender Nr.,
• Name,
• Stand,
• Verleihungsdatum,
• Verleihungsmotive,
• Tag des Ablebens bzw. höherwertige Ordensauszeichnung und
• Tag der Ordensrückgabe

verzeichnet.

Ordensvorschläge konnten aber auch abgelehnt bzw. vertagt werden, evtl. auch aufgrund dessen, dass bereits kurz zuvor eine Ordensauszeichnung erfolgt war. Weitere Hinderungsgründe waren laufende Gerichtsverfahren, Verurteilungen oder Tod des Betreffenden. Eine Auszeichnung mit einem Orden in einer niedrigeren Ordensklasse bzw. einem anderen Orden war ebenso möglich.

Beispiel 4: Salzer, Franz Bruno (1859-1919), Direktor der Maschinenfabrik Schubert & Salzer AG in Chemnitz

Salzer wurde am 10. Mai 1918 das Ritterkreuz 1. Klasse des Albrechtsordens verliehen und in die Ordensmatrikel unter Nr. 6247 eingetragen.³ Aufgrund einer Anklage wegen gemeinschaftlichen Hausfriedensbruchs im Jahr 1906 war eine Ordensauszeichnung in den Vorjahren verweigert worden. Das Verfahren endete in erster und zweiter Instanz mit einem Freispruch. Er wurde aufgrund seiner Verdienste um die sächsische Industrie und als Direktor und Gründer der größten Wirkmaschinenfabrik der Welt ausgezeichnet.

Bekanntgabe und Veröffentlichung der Ordensverleihungen

Die Ordensverleihungen wurden mit etwas zeitlichem Verzug im amtlichen Teil des Dresdner Journals (1914 umbenannt in Sächsische Staatszeitung) veröffentlicht. Auch erfolgte die Veröffentlichung der Ordensmitglieder im Staatshandbuch des Königreichs Sachsen (Band 1837 bis Band 1914).

Deutsche Orden und Ehrenzeichen bis 1945. Zentralstelle für Wissenschaftliche Ordenskunde, München, Band 3: Sachsen – Württemberg (1). 1999.

Bibliographie zur deutschen Phaleristik. Übersicht über das gesamte Schrifttum zu deutschen Orden und Ehrenzeichen bis 31.12.2007. Battenberg, Regenstauf 2010.

Arnold, Paul; Weber, Dieter; Keil, Peter: Die Orden des Königreichs Sachsen. Offenbach a. M. 1997.

Grafik: Wieland Medien, Leipzig.

1. Anzahl der Ordensklassen variiert und steigt in der Regel an. [↩]
2. beinhaltet zum Teil, auch die unterhalb der Orden rangierenden Ehrenzeichen. [↩]
3. SächsStA-D, 10712 Ordenskanzlei, Nr. 32. [↩] [↩]
4. SächsStA-D, 10712 Ordenskanzlei, Nr. 96. [↩]
5. SächsStA-D, 10736 Ministerium des Innern, Nr. 5234, Nr. 16. [↩]
6. SächsStA-D, 10712 Ordenskanzlei, Nr. 342. [↩]
7. § 8 der Satzung für das Kgl. Sächs. Kriegsverdienstkreuz vom 30. Oktober 1915. [↩]
8. § 8 der Statuten des Kgl. Sächs. Sidonien-Orden vom 31. Dezember 1870. [↩]