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Der 91. Deutsche Archivtag in Suhl

Symbolbild Vortragssaal (Foto: Swen Reichhold)
Spannende Vorträge gab es beim 91. Deutschen Archivtag in Suhl. (Foto: Swen Reichhold)

Rund 400 Archivarinnen und Archivare trafen sich vom 8. bis 10. Oktober 2024 in Suhl zum 91. Deutschen Archivtag. Thema war „Heute, Morgen, Übermorgen – Archive im Fokus“. Das Programm war auch dieses Jahr umfangreich und besonders abwechslungsreich. Einige persönliche Eindrücke von der Veranstaltung haben wir hier für Sie zusammengestellt.

Ich fahre gerne auf den Deutschen Archivtag. Es gibt keine Veranstaltung in Deutschland, auf der mehr Fachkolleginnen und Fachkollegen zusammenkommen. Neue Entwicklungen, Methoden und Zukunftsperspektiven werden komprimiert präsentiert und diskutiert. Fachgespräche können mit Expertinnen und Experten aus anderen Institutionen und anderen Archivsparten geführt werden. Das ermöglicht, andere Sichtweisen, Arbeitsprozesse und Anforderungen kennenzulernen und in den eigenen Arbeitsalltag mitzunehmen.

Wichtig für mich war in diesem Jahr beispielsweise ein intensiver Austausch über die Abläufe in einem echten digitalen Lesesaal, in dem Interaktion zwischen Archiv und Nutzenden ermöglicht wird, und über das Verfahren bei „Digitalisierung on demand“.

Im Rahmen des Deutschen Archivtags findet auch die Fachmesse Archivistica statt. Zu keiner anderen Gelegenheit kann ich mich mit Ausstellern und Dienstleistern im direkten Gespräch über deren Angebote und neue technische Entwicklungen austauschen. Dabei kann ich auch die eigenen fachlichen Bedürfnisse und Erfordernisse einbringen.

Der Deutsche Archivtag findet seit 1899 meist jährlich an wechselnden Orten statt. Er wird vom Fachverband „Verband deutscher Archivarinnen und Archivare“ (VdA) ausgerichtet. Es handelt sich um die größte Fachveranstaltung dieser Art im deutschsprachigen Raum. Die zeitgleich stattfindende Messe Archivistica ist die größte Fachmesse für Archivtechnik in Europa.

Wichtiges Austauschforum

Aus meiner Sicht sehr wichtig ist, dass der Deutsche Archivtag auch für Kolleginnen und Kollegen aus kleineren Archiven eine Möglichkeit zum Austausch bietet. Für mich, der ich in einem großen, staatlichen Archiv arbeite, ist es einfacher, bereits im eigenen Archiv Expertinnen und Experten für unterschiedliche Fachthemen zu finden oder an Fachveranstaltungen teilzunehmen. In kleinen Archiven sind die Rahmenbedingungen dagegen oft deutlich anders. Der Deutsche Archivtag ermöglicht zum Beispiel durch die Fachgruppensitzungen der einzelnen Archivsparten direkten Austausch für kleinere Archive. Vernetzung, Zusammenarbeit und Austausch haben mittelbar Einfluss auf Effektivität und Innovation und können sich nur positiv auf die Aufgabenwahrnehmung gerade auch in kleinen Archiven auswirken.

Heute, morgen übermorgen

Die eigene positive Grundstimmung konnte jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Kongresstitel „Heute, morgen, übermorgen – Archive im Fokus“ vergleichsweise nichtssagend war. Gleichzeitig bot dieses Motto die Chance, sehr unterschiedliche Themengebiete zu bedienen. In dieser Vielfalt lag dann auch die Stärke des diesjährigen Deutschen Archivtags.

Den Eröffnungsvortrag hielt der Generalsekretär der Kulturstiftung der Länder, Prof. Dr. Markus Hilgert. Titel war: „Deutschlands Archive nach der ‚Zeitenwende‘: Warum eine resiliente Gesellschaft starke Archive braucht“. Der Assyriologe entführte seine Zuhörerschaft ins Zweistromland und schlug eine Brücke zur aktuellen Situation und Aufgabe der Archive.

Von den Einzelvorträgen sind mir besonders im Gedächtnis geblieben:

  • Johannes Beermann-Schön, der das Archiv des Frankfurter Fritz-Bauer-Instituts betreut, versprühte einen ansteckenden Optimismus, sich auch in kleinen Archiven der Erschließung von audiovisuellen Medien produktiv zuzuwenden;
  • Dr. Elke-Ursel Hammer stellte sehr launig die verkürzte Ausbildung von Facharchivaren im Bundesarchiv vor. Sie beschrieb damit einen Weg des größten deutschen Archivs, sich konstruktiv mit dem demographischen Wandel auseinanderzusetzen;
  • Silke Jagodzinski vom Geheimen Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz erwähnte nicht nur in einem Nebensatz das Saxarchiv-Blog, sondern nahm die Zuhörerschaft vor allem mit in die Werkstatt, den Erschließungsstandard Records in Contexts (RiC) weiter zu entwickeln.
  • Und nicht zu vergessen: Die Präsentation des neuen Notfallanhängers durch das Bundesarchiv. Klimawandel und politische Unsicherheiten geben der archivischen Notfallvorsorge wieder mehr Gewicht.

Ob große Archive, ob kleine Archive, Archive unterschiedlicher Sparten und Träger: die Aufgaben gleichen sich, die Probleme sind sich ähnlich. Und wenn wir miteinander reden und uns vernetzen, können wir voneinander lernen. Die nächste Gelegenheit dazu ergibt sich vom 7. bis 9. Oktober 2025 auf dem 92. Deutschen Archivtag in Fulda. Thema ist dann „Digitalisate im Archiv. Positionen – Prozesse – Perspektiven“.


OpenEdition schlägt Ihnen vor, diesen Beitrag wie folgt zu zitieren:
Peter Hoheisel (28. Oktober 2024). Der 91. Deutsche Archivtag in Suhl. SAXARCHIV-Blog. Abgerufen am 22. Mai 2025 von https://doi.org/10.58079/12l35


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