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Sächsische Gerichtsbücher: Recherche und Nutzung

Gerichtsbücher aus dem Bestand 12613 Gerichtsbücher (Foto: Regine Bartholdt)

Die sächsischen Gerichtsbücher gehören zu den am häufigsten benutzten Quellen im Staatsarchiv. Die meisten Gerichtsbücher sind bereits digitalisiert und online verfügbar. Wie Sie bei der Recherche am schnellsten ans Ziel kommen, haben wir hier für Sie zusammengestellt. 

Fast 26.000 Bände und 10 Millionen Digitalisate, verschiedene Websites und eine Fülle an Informationen – der Einstieg in die Gerichtsbuch-Recherche erscheint mühevoll. Künftigen Nutzenden gebe ich im Folgenden einige Tipps für die Recherche und Nutzung dieser aussagefähigen Archivaliengruppe.

Was sind Gerichtsbücher?

Unter Gerichtsbüchern versteht man alle bis in das 19. Jahrhundert hinein bei den lokalen Gerichten geführten Bücher, in die Handlungen der Freiwilligen Gerichtsbarkeit eingetragen wurden. Das betrifft beispielsweise Grundbesitzveränderungen, Nachlässe oder Vormundschaften. Der große Vorzug besteht in der besonders komprimierten Darstellung der Rechtsgeschäfte. Die Gerichtsbücher sind daher wichtig für die genalogische, sozialgeschichtliche oder ortsgeschichtliche Forschung.

Recherchewege

Die sächsischen Gerichtsbücher werden in mehreren Archiven verwahrt. Die Mehrzahl befindet sich im Sächsischen Staatsarchiv, daneben gibt es signifikante Mengen von Gerichtsbüchern in Kommunalarchiven.

Zu Beginn eigener Forschungen lohnt sich daher eine archivübergreifende Recherche. Der Vorteil dieses Recherchewegs ist, dass man mit einer Suche möglicherweise größere Treffermengen aus unterschiedlichen Archiven erzielt.

Archivübergreifende Recherche: Website Gerichtsbücher

Für die archivübergreifende Recherche ist die Website Sächsische Gerichtsbücher des Instituts für Sächsische Geschichte und Volkskunde e. V. (ISGV) der richtige Einstieg. Diese Recherchedatenbank ermöglicht den Zugang zu insgesamt 25.940 Gerichtsbüchern, darunter 22.936 im Bestand 12613 Gerichtsbücher des Staatsarchivs. Die übrigen Gerichtsbücher stammen aus Beständen von 9 größeren sächsischen Stadtarchiven.

Die Website ist als Gemeinschaftsprojekt zwischen dem Staatsarchiv, dem ISGV und den beteiligten Stadtarchiven entstanden. Sie wird regelmäßig aktualisiert, zuletzt im Januar 2025.

Orte und Gerichtsstellen

Die Website Gerichtsbücher verfügt über eine Ortssuche und eine Gerichtssuche. Am häufigsten werden ortsbezogene Daten in den Gerichtsbüchern nachgefragt. Sie führen zu den Orten mit Rechtshandlungen, für die Einträge in den Gerichtsbüchern ermittelt wurden. Das sind mehr als 200.000 Fundstellen für 4.700 historische Ortsangaben.

Das Beispiel zeigt das Rechercheergebnis für den Ort Belgershain und die weiterführenden Informationen in der Einzelansicht für ein Gerichtsbuch, darunter mehrere Links.

Ein Link führt zum Historischen Ortsverzeichnis des ISGV, das weitere Informationen zu den Orten bietet. Auch vom Ortsverzeichnis besteht eine direkte Verlinkung zu den Fundstellen für die Gerichtsbücher – ein großer Mehrwert für die Recherchen zur Heimatgeschichte oder Familienforschung. Weitere Verknüpfungen führen zur Website des Staatsarchivs.

Über die Gerichtssuche lässt sich ein Überblick über alle bei einer Gerichtsstelle entstandenen Gerichtsbücher herstellen. Sie verbindet außerdem die Gerichtsbücher über entsprechende Links mit Archivbeständen, die weitere Akten oder in einigen Fällen auch weitere Gerichtsbücher enthalten. Mit diesen Hinweisen können die Recherchen zielgerichtet in verschiedenen Archiven fortgesetzt werden.

Ergebnis für die Gerichtssuche Altoschatz

Archivspezifische Recherche: die Website des Staatsarchivs

Der Großteil der Gerichtsbücher wird im Sächsischen Staatsarchiv verwahrt. Sie kennen bereits die Archivsignatur des gewünschten Gerichtsbuchs? Dann führt der schnellste Weg zur Archivale über die Stichwortsuche auf der Website des Staatsarchivs. Dies gilt natürlich nur für die Gerichtsbuch-Bestände im Staatsarchiv: 12613 Gerichtsbücher und 50616 Gerichtsbücher der preußischen Oberlausitz. Fast alle der im Bestand 12613 befindlichen Gerichtsbücher können hier online eingesehen werden.

Stand der Digitalisierung

Das Staatsarchiv hat die Gerichtsbücher des Bestands 12613 zuerst in Graustufen verfilmt. Von diesen Filmen sind Digitalisate hergestellt worden, die sukzessive auf der Website veröffentlicht werden. Das betrifft aktuell bereits 99 % der fast 23.000 Gerichtsbücher.

Sie gelangen sowohl vom Portal Sächsische Gerichtsbücher als auch auf der Website des Staatsarchivs zu diesen Digitalisaten. Im Gerichtsbuch-Portal führen aus der Einzelansicht zum jeweiligen Archivale Links direkt zum Digitalisat auf der Website des Staatsarchivs.

Auf der Staatsarchiv-Seite zeigt bei den Fundstellen das Kamera-Symbol den Weg zum Digitalisat.

Fundstelle mit Digitalisat (Website des Staatsarchivs)

Die Digitalisierung der Quellen schreitet auch in anderen Archiven voran. Die Gerichtsbücher des Stadtarchivs Bautzen können auf der dortigen Website online benutzt werden. Seit diesem Jahr sind sie ebenfalls von der Website Gerichtsbücher aus zu erreichen.

Benutzungszahlen

Die Statistik der Online-Zugriffe spiegelt die hohe Nutzungsfrequenz der Gerichtsbücher wieder. Die Zahlen werden auf den beiden Portalen mit verschiedenen Werkzeugen erhoben und sind daher nur bedingt vergleichbar. Eine Nutzung vor Ort im Lesesaal spielt bei dieser Quellengruppe nur noch eine untergeordnete Rolle.

Der Hauptzugriff erfolgt über die Website Gerichtsbücher. Das Diagramm zeigt die Seitenaufrufe zwischen 2020 und 2024. Die Nutzerzahlen sind sehr hoch. Der deutliche Anstieg ab 2021 ist mit der Verlinkung der Digitalisate auf die Website des Staatsarchivs zu erklären, die ISGV im Herbst 2020 realisiert hat.

Seitenaufrufe Website Gerichtsbücher (Grafik: Birgit Richter)

Daneben gab es auf der Website des Staatsarchivs 16.795 Aufrufe für die Info-Seiten der Gerichtsbuch-Bestände (12613 und 50616) im Jahr 2024. Sie landen damit wie seit mehreren Jahren unter den 5 am häufigsten nachgefragten Bestandsinformationen des Staatsarchivs.

Bei den Zahlen für die Einzelarchivalien wird die hohe Nachfrage nach Gerichtsbüchern besonders deutlich. Insgesamt 180.000-mal wurden 2024 einzelne Gerichtsbücher aufgerufen. Das entspricht fast einem Drittel (28%) aller angeklickten Einzelarchivalien des Staatsarchivs.

Hier die „Top 10“ der am häufigsten aufgerufenen Archivalien für 2024:

Anzahl AufrufeArchivaliensignaturTitelDigitalisat online?
59320036 Zuchthaus Waldheim, Nr. 13213Gefangenenakte Kiebach, Horst Artur Gerhardnein
54010006 Oberhofmarschallamt, D, Nr. 16eKrönungsreise des Kurfürsten Friedrich August II.ja
52412613, GB AG Lengefeld Nr. 040Gerichtshandelsbuch von Reifland (Rittergut Rauenstein)ja
44712613, GB AG Sayda Nr. 068Kaufbuch von Pfaffroda (Rittergut Pfaffroda)ja
39432928  Stadt Frankenberg, Nr. 11Vormundschaftsrechnungen über das Vermögen der Kinder des Johann Daniel Uhlichnein
38112613, GB AG Colditz Nr. 490Gerichtshandelsbuch, Bd. 29 (Stadt Colditz)ja
37830068 Gefangenenanstalt Hoheneck, Nr. 7065Gefangenenakte Emil Richard Schliessaufnein
36240040 Fiskalische Risse zum Erzbergbau, Nr. A10844Riss von Palmbaum Fundgrube, Maßen und Stolln bei Gehringswaldeja
35810004 Kopiale, Nr. 94aKanzleiregister Herzog Heinrichsja
35512613, GB AG Colditz Nr. 488Gerichtshandelsbuch, Bd. 27 (Stadt Colditz)ja

Unter den Top 10 befinden sich 4 Gerichtsbücher, insgesamt 7 Archivalien können online eingesehen werden. Betrachtet man die 30 im Jahr 2024 am meisten aufgerufenen Archivalien des Staatsarchivs befinden sich darunter allein 21 verschiedene Gerichtsbücher.

Ein ähnliches Bild ergibt sich für 2023. In dem Jahr nahm das Gerichtshandelsbuch von Oberlungwitz, Bd. 22 (Amt Lichtenstein) mit 926 Aufrufen sogar den Spitzenplatz ein.

Ihre Fragen und Anmerkungen

Die starke Benutzung der Gerichtsbücher spiegelt sich auch in zahlreichen Anfragen zu Inhalten, einzelnen Digitalisaten oder Recherchemöglichkeiten wieder.

Übergabegespräch für die Gerichtsbücher (Foto: Christian Schlöder)

Nach meiner fast 20-jährigen Beschäftigung mit dem Projekt Gerichtsbücher wechselt 2025 der Ansprechpartner für Ihre Anliegen. Künftig trägt Norman Grimm im Hauptstaatsarchiv Dresden die Verantwortung für die Gerichtsbuch-Bestände und dieses erfolgreiche Kooperationsprojekt. Bei inhaltlichen Fragen wenden Sie sich gern an ihn.

Zu den nächsten Aufgaben gehören die Digitalisierung der noch fehlenden Gerichtsbücher und die Bereitstellung auf der Website des Staatsarchivs.

Insbesondere durch die Onlinestellung der Digitalisate und die Verlinkungen zwischen Gerichtsbuch-Portal und Staatsarchiv-Website wird auch künftig ein attraktives Angebot für die Nutzenden gewährleistet werden.

Literaturtipps:

Sächsische Gerichtsbücher im Fokus. Alte Quellen im neuen Informationssystem (Veröffentlichungen des Sächsischen Staatsarchivs A 20), Halle/S. 2017 (zu beziehen über das Staatsarchiv Leipzig)

Themenseite “Sächsische Gerichtsbücher” des Staatsarchivs

Grafik: Wieland Medien, Leipzig.


OpenEdition schlägt Ihnen vor, diesen Beitrag wie folgt zu zitieren:
Birgit Richter (10. März 2025). Sächsische Gerichtsbücher: Recherche und Nutzung. SAXARCHIV-Blog. Abgerufen am 22. Mai 2025 von https://doi.org/10.58079/13fvn


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